Blickpunkt Deutschland
Die Ankündigung der Schweizer Sonderpostmarken und der Zuschlagsbriefmarken hat in vielen Ländern Zustimmung gefunden. Die PTT betreibt seit Jahren eine gleichmässige Ausgabepolitik, ohne das Besondere zu vernachlässigen. Die Postkarten, die sich in den Nachbarländern zunehmender Beliebtheit erfreuen, sind ein Grund für die Zustimmung, ein anderer sind die Zuschläge für die Pro-Patriaund die Pro-Juventute-Ausgaben, die niemals die höchste Grenze von 50% bei allen Werten ausschöpfen, sondern beispielhaft für andere auch einmal unter dieser 50 Prozentgrenze bleiben. Bei der Ausgabeflut von über 150 Postverwaltungen ist das Angebot an Neuheiten so gross, dass die Sammler vielerorts allergisch reagieren, wenn irgendwo eine Ausgabe erscheint, die den Anstrich von «Ausbeutung der Sammler» hat. So gab es in der Bundesrepublik lange Diskussionen um die Kleinbogen mit 10 Marken der Zuschlagsserie zum «Tag der Briefmarke 1979» zugunsten der Stiftung für Philatelie und Postgeschichte. Hier wurde mehrfach verkürzt dargestellt, die Zuschläge erhalte die Philatelie schlechthin, und darunter verstand man die ehrenamtlichen Vertreter im Bundesverband der deutschen Philatelie und die Landesverbände mit ihren Vereinen. Das ist jedoch nicht der Fall, denn die Zuschläge erhält die Stiftung für Philatelie und Postgeschichte, die einem Rechnungshof verantwortlich ist und keineswegs das Füllhorn der Gelder blind ausschütten darf. Wer also glaubt, hier würden die Funktionäre Gelder zur beliebigen Verwendung erhalten, irrt sich, denn gerade diese sogenannten Funktionäre opfern ihre Freizeit und oft Gesundehit und Familienleben, um sich in den Dienst der guten Sache zu stellen. Jedermann weiss, dass die Arbeit gemacht werden muss. Jedermann sieht die guten Ergebnisse bei den Grossveranstaltungen und aus Berichten über die Pläne wie «Haus der Philatelie», Fälschungsbekämpfung, Sammlerschutz, Forschung und Veröffentlichungen sowie speziellen Dingen wie Jahresgaben und Sonderpublikationen, die ja niemals vom Himmel fallen, sondern Engagement und Zeit benötigen. Es ist deshalb unfair, für diese Tätigkeit noch Kritik und Vorwürfe zu bekommen! Und viele wehren sich mit Händen und Füssen, selbst Hand anzulegen und eine Veranstaltung vorzubereiten oder sich für aktive Arbeit in den Jugendgruppen und in den Verbänden einzusetzen, Kritik ist leicht, Bessermachen so gut wie unmöglich. Wenn ein so renommierter Mann wie Jaques Minkus in New York erklärt, kein Verband tue mehr für die Philatelie als der Bund deutscher Philatlisten, dann ist das eine Anerkennung besonderer Art, denn er kennt die Philatelie in Europa und Übersee wie kaum ein zweiter. In diesem Jahr wird wieder als Grossereignis die 3. internationale Briefmarkenmesse in Essen durchgeführt. Die Schweiz ist mit der PTT und der UNO-Genf dabei. Der vorhergehende FIP-Kongress vom 15.-19.November 1980 bringt eine Menge Verbandsarbeit mit notwendigen Vorbereitungen, die Monate in Anspruch nehmen. Und hier könnten die Kritiker in die Pflicht genommen werden, die Beanstandungen haben oder Vorschläge machen möchten. Wer eine durchschlagende Arbeit mittragen möchte, wer Anregungen und Wünsche hat, kann das vorher sagen! Diese 3. internationale Briefmarkenmesse wird einen sehr grossen Schwerpunkt haben und als Verkaufsmesse besonders die Händlerstände als attraktiven Mittelpunkt herausstellen. Hier kann man den Schweizer Berufsphilatelisten nur empfehlen, sich frühzeitig um günstige Verkaufstische- und Stände zu bemühen, denn der Erfolg bei einer Teilnahme ist aufgrund der Mannschaft, die diese Messe durchführt, garantiert. Dazu kommt ein Bonus für alle diejenigen, die sich sehr schnell melden und einen Vertragsabschluss durchführen. Das einzige Problem wird sein, ein Berufsphilatelist unterschätzt diese Messe und bringt zu wenig Ware mit und kann sein Lager nicht innerhalb eines Tages auffüllen. Zu einem besonderen Schlager hat sich das Sammeln von Briefen entwickelt. Hier wird der portogerecht frankierte Brief gesucht. Diese neue Sammelleidenschaft sollte in Essen berücksichtigt werden, weil hier die Nachfrage aufgrund einer weit verbreiteten Sammlergewohnheit sprunghaft steigen wird. Dazu kam gerade Ende des vergangenen Jahres der Michel-Briefe-Katalog Deutschland 1980 heraus. Hier gab es enorme Überraschungen. Viele Briefmarken auf portogerecht frankierten Briefen kosten mehr als das Doppelte, wenn sie als Beleg angeboten werden. So kostet eine 5-DM-Marke aus dem Jahre 1949 auf Brief 2800 DM nach diesem neuen Briefe-Katalog, gestempelt wird sie nur mit 20 DM notiert. Ferner ist bemerkenswert, dass eine geringe Überfrankatur toleriert wird. Man nimmt hier eine Toleranzgrenze von 10% des Posttarifes an. Zu den Belegen gehören auch Briefstreifen, Postkarten und sonstige frankierte Postbelege. Unterschieden wird zwischen Einzel-Mehrfach- und Mischfrankaturen. Über 10% überfrankierte Sendungen werden geringer bewertet. Der Katalog bringt sensationelle Preisunterschiede zwischen abgelösten Einzelmarken und Marken auf Brief oder Briefstücken oder -streifen, d.h. Unterschiede bis zu 1000%. Eine sehr wichtige Terminverschiebung wurde Ende des Jahres bekannt. Die Nationale Postwertzeichenausstellung 1981, die NAPOSTA 81, wird nicht im Juni 1981 stattfinden, sondern vom 28.April 1981 biszum3.Mai 1981.Es gab auf dem Killesberg in Stuttgart Terminschwierigkeiten. In Mannheim hatte man den Junitermin mit einer grossen Präsentation angekündigt, und die Fachpresse war unter dem Motto «Steig aus in Stuttgart» gross eingestiegen. Man hatte eine INFO l, eine Informationsschrift, verteilt - und muss jetzt mit der Werbung für den Termin Ende April bis Anfang Mai neu beginnen. Für die Schweiz dürfte es eine sehr gelungene Veranstaltung in erreichbarer Gegend werden, denn Stuttgart lässt sich bequem erreichen.
Der FIP-Kongress steht im November 1980 in Essen an. Das wird ein Mammutkongress mit vielen Tagungsordnungspunkten. Deutschland als geteiltes Land kann seine Philatelie als beispielhaft präsentieren, aber es kann nicht die Fragen lösen, die international anstehen. Hier werden die verschiedenen Meinungen der Delegierten aufeinanderprallen. Das OstWest-Problem ist nun einmal nicht auszuklammern. Die internatinale grenzüberschreitende Fälschungsbekämpfung muss in eine geregelte Bahn gelenkt werden. Wie schwer es ist, in diesem Punkt alle auf einen Nenner zu bringen, kennen Experten und ahnen Beobachter. Die Zusammenarbeit des philatelistischen Journalistenverbandes AIJP muss mit den nationalen Journalistenverbänden abgestimmt werden, damit nicht Händler tonangebend sind und daraus eine kommerzielle Zweigstelle für Werbung machen. Die Kriterien der Berufsjournalisten und Gelegenheitsberichterstatter sind niemals definiert, so dass jeder eine Berufung fühlt, der einmal über ein bestimmtes Gebiet berichtet hat, ein heilloses Durcheinander! So sehr Berichterstatter sich zurückhalten, wenn es um Meldungen über Raub und Raubmord geht, so wichtig sind doch Meldungen, die als finstere Machenschaften um Fehldrucke in einer Düsseldorfer Druckerei bezeichnet werden. Nach dem Mord an einem bekannten Düsseldorfer Briefmarkenhändler mit Namen Karl-Heinz Troschitz (51) wurde ein Skandal bekannt. Die Polizei stellte bei der Aufklärung dieses Falles 13000 Fehldrucke von Bundespost-Briefmarken im Sammlerwert von fast 10 Millionen DM fest. Und ein 56 Jahre alter Posthauptsekretär soll diese Fehldrucke für den Händler unterschlagen haben. Hier liegen Erkenntnisse vor, die Fragen nach der Herkunft von Fehldrucken aufwerfen. Jährlich vergab die Deutsche Bundespost trotz unausgelasteter Druckmaschinen bei der Bundesdruckerei Berlin Druckaufträge nach Düssedorf an eine Privatfirma. Trotz strenger Sicherheitsauflagen müssen aus dieser Firma Fehldrucke in den Handel gelangt sein. Hier tauchte die Frage auf, ob die Sicherheitsauflagen zu umgehen waren, wie sie unterlaufen wurden und um welche Marken es sich handelt! Es soll bereits Geständnisse geben, dass Postbeamte Händler mit Fehldrucken beliefert haben. Ob die Bluttat nun aus Rache, Geldgier oder Erpressung begangen wurde, wird erst der endgültige Bericht zeigen. Aber wichtig sind die Forderungen aus solchen Erkenntnissen, dass es künftig noch wesentlich stärkere Kontrollen geben müsste, um zu verhindern, dass Fehldrucke oder Andrucke von Briefmarken in die Öffentlichkeit gelangen. Die dringende Lösung wäre, die Bundesdruckerei Berlin, aus der kaum Fehldrucke bekannt sein dürften, allein mit der Herstellung der Briefmarken zu beauftragen. Aber aus diesem Fall werden noch schwerwiegende Folgen wachsen. Ganze Gruppen von Hehlern müssen vermutet werden, denn Ehrenmänner suchen ja seit Jahren Abarten besonderer Ausgaben. Sie mussten wissen, dass an diesen gestohlenen Besonderheiten kein Eigentum erworben werden kann und die Rückforderungen besonders gross sein werden. Es ist an der Zeit, eine Warn- und Bannliste mit allen Erzeugnissen aufzustellen, die nichts mit Philatelie, wohl aber mit Spekulation zu tun haben.
Vergleicht man nun das gemässigte Emissionsprogramm mit den angekündigten deutschen Neuheiten. Insgesamt erscheinen im Jahre 1980: 59 neue Briefmarken Bund/Berlin, davon 24 aus dem Gebiet Berlin-West. Zwei Rollenmarken Burgen und Schlösser sind für den 14. Februar 1980 in den Wertstufen von je 40 und 50 Pfennig hinzugekommen. Endgültig steht fest, dass es je drei Sportzuschlagsbriefmarken Bund/Berlin gibt. Die Zuschläge sind jeweils 50%. Die Bundesrepublik hat ihr Ausgabeprogramm ja bereits im Februar 1979 bekanntgegeben, die ersten Marken liegen im Januar vor- und nun geht es Schlag auf Schlag. Im Oktober kommt eine 60-Pf-Marke «100 Jahre Vollendung des Kölner Doms» hinzu, und im November beschliesst eine Sondermarke zu 40 Pf zum 500. Geburtstag Albrecht Altdorfers das Programm. Zum Tag der Briefmarke 1980 wird es wieder eine Zuschlagsmarke zu 60+ 30 Pf im Kleinbogen geben. Der Zuschlag ist für die Stiftung zur Förderung der Philatelie und Postgeschichte e. V. gedacht. Im kommenden Monat erscheint am M.Februar eine 60-Pfennig-Marke der Landespostdirektion Berlin zum 100. Geburtstag des Polarfoschers Alfred Wegener, geb. am I.November 1880 in Berlin, gestorben bei einer Expedition zum Inlandeis Grönlands im November 1930. Als Motiv wählte man eine geographische Darstellung der Kontinente. Wegener wurde durch seine Theorie von der Kontinentalverschiebung weltweit bekannt. Er begründete seinen Weltruhm mit einer Schrift, die er als Privatdozent in Marburg verfasste und 1911 veröffentlichte: «Thermodynamik und Atmosphäre», ein meteorologisches Standardwerk, und« Die Entstehung der Kontinente» (1912) mit seiner Kontinentalverschiebungstheorie. 1920 bis 1924 war Wegener Leiter der Seewetterwarte in Hamburg. Sein drittes Werk: « Die Klimate der geologischen Vorzeit» (1924) entstand gemeinsam mit W. Koppen im Kampf um die Durchsetzung seiner Theorie. Die Kontinentalverschiebungstheorie hat eine weltweite Revolution in den Erdwissenschaften ausgelöst. Jahrzehntelang heiss umstritten und in Europa fast verdrängt, erlebte sie vor allem durch die gross angelegte internationale Forschung über die Ozeane eine Bestätigung. Sie hat die Vorstellungen von der Entwicklung der Erde völlig verändert und wurde zur Grundlage vieler Naturwissenschaften, von der Meteorologie und Geophysik über die Geologie, Paläontologie und Geographie bis zur Zoologie und Botanik. Der Ersttagsstempel vom 14. Februar 1980 zeigt ein Porträt des Polarforschers.
Das Jahr 1980 bringt wieder eine Reihe interessanter Ersttags- und Sonderstempel, von denen einige hier abgebildet sind. In Kürze rechnet man in Deutschland mit der Inbetriebnahme der ersten Versuchsautomaten, ein bekanntlich stark beachtetes Sammelgebiet, das zwar umstritten ist, aber wegen der Seltenheit von Erstbelegen zu Spekulationsobjekten wurde. Über die drei grossen Ausstellungen des Jahres, die «Motiva 80» in Fellbach bei Stuttgart, die Rhein-Ruhrposta in Soest und das Grossereignis in Essen, die 3. internationale Briefmarkenmesse in den Grugahallen im November 1980 werden Sie hier Einzelheiten finden. Die Philatelie jedenfalls lebt und ist lebendig. Die Kauflust ist ungebrochen, die Jahreszusammenstellungen 1979 wurden nur 5 Tage an den Schaltern der Versandstellen verkauft-danach waren sieausverkauft. Man kauft eben alles - meint Ihr