Notizen zur Marktlage
Dem aufmerksamen Sammler der Marken von West-Berlin ist sicher ebenfalls aufgefallen, dass auch im neuen Zumstein-Katalog die Frei- (Rollen-)Marken von 1977 Nrn. 532/540 gestempelt nach wie vor gleich bewertet werden wie die ungestempelten Stücke, obwohl sie bereits 1977 erschienen sind, und seither ganz einfach zuverlässige Unterlagen über deren Verwendung vorliegen müssen
Ich selbst pflege beispielsweise seit Jahren einen verhältnissmässig regen Briefwechsel mit Berlin. Neben der ziemlich oft verwendeten Gedenkmarke für Walter Kollo, die O ebenfalls den gleichen Preis wie für ** zeigt, zieren jeweils hohe Werte (190 und 200 Pfaus der erwähnten Serie) die mich erreichenden RBriefe; sauber gestempelt, notabene. Von den niederen Werten (20 Pf und so) ganz zu schweigen.
Selbstverständlich ist es völlig in Ordnung, dass ein Neuheiten-Abonnent für gestempelte Stükke und Serien unmittelbar nach Ausgabe den gleichen Preis bezahlen muss, wie für ungestempelte Marken. Anders liegt der Fall jedoch bei Freimarken, die seit über 2 Jahren am Schalter sind und regelmässig gebraucht werden. Es wäre höchste Zeit, dass die Preise für diese Marken auf den Boden der Realität heruntergeholt, d. h. den tatsächlichen Verhältnissen angepasst würden. Ein Kauf zu den aktuellen Katalogpreisen ist auf jeden Fall ein Reinfall.
Bleiben wir noch in der Bundesrepublik Deutschland. Ein wirklich bedeutender Neuheitenhändler im Norden dieses Landes wirbt sehr agressiv (wie gehabt) für die Blöcke, die in der Steinzeit der Philatelie als« Briefmarken im Sonntagskleid» bezeichnet wurden, heute aber in aller Regel schlicht Geldmacherei sind. Als Paradebeispiel wird der erste Block von Grossbritannien (1978) erwähnt mit einem heutigen Wert von über DM 40.- (— zirka 36 Franken). Die Notierung im Zumstein, die ich noch für einige Zeit als richtig erachte, beträgt blosse 24 Franken. Der Grossbritannien-Block Nr. 2 (24. Oktober 1979), von diesem Hause hochgejubelt, dürfte für Spekulanten und solche, die es werden wollen, eine Enttäuschung sein - sofern die britische Postverwaltung die Konsequenzen aus dem Verkauf ihres ersten Blocks gezogen hat.
Auch unser LEMANEX-Block wird als Werbeträger zitiert - Wert heute 27 DM = 24 Franken. Im Zumstein mit 20 Franken bewertet ; dazu verweise ich auf meine früheren Ausführungen. Ich würde mich gar nicht wundern, wenn der Preis für den ungestempelten Block etwas nach unten purzeln würde!
Wien lädt zur WIPA 1981 - unter diesem Motto ist am 30. November 1979 eine Sondermarke mit Zuschlag (16+8 Seh) erschienen, die den Helden platz mit der Neuen Hofburg zeigt. Das Motiv ist als 1. Produktionsphase einer Briefmarke gestaltet.
Das aussergewöhnliche an dieser Marke ist der hohe Nominalwert, vermutlich gewählt, um gemäss den Bestimmungen der schon oft zitierten famosen FIP-Kommission einen komfortablen Zuschlag von 50% gleich 8 Schillinge kassieren zu können!
Bei einer Auflage von nur 1,8 Mio. Stück (durchschnittliche Auflage der Sondermarken von Österreich 3,2 bis 3,5 Mio.) ergibt sich ein Gewinn von 1,44 Mio. Seh., der wohl ausschliesslich von uns Briefmarkensammlern erbracht wird.
Schimpfen und sich ärgern hat keinen Sinn; sofern Sie Österreich sammeln, dürfte ein zusätzliches Exemplar als Reserve nicht von Übel sein.
Eine uralte Freimarke der USA, diejenige von 1967/8 zu 15 c mit dem Proträt von Oliver Wendell Holmes, ist kürzlich in einer leicht geänderten Version herausgegeben worden. Der Unterschied liegt lediglich bei der Zeichnung der Krawatte, und es bleibt tatsächlich den Kriminalisten unter den Briefmarkensammlern vorbehalten, diesen herauszufinden. Betrachten Sie die beiden Abbildungen - es dürfte sehr schwierig sein!
Saarland ist bekanntlich ein sogenanntes« totes Gebiet», d. h. es gibt keine neuen Marken mehr dazu, und es wird dadurch mehr oder weniger uninteressant - gegenteilige Prognosen sind mit Vorsicht zu geniessen
Ein kleines Beispiel dazu: Nr. 157 - der höchste Wert aus der Wohltätigkeitsausgabe für die Volkshilfe 1931, der vor wenigen Jahren ungestempelt einen Sprung von 240.- auf 325.- gemacht hat, ist mit sauberem Erstfalz zu 80 Franken schlicht unverkäuflich. Vielleicht fragen wir uns in diesem Zusammenhang wieder einmal, wer zuerst da war, das Huhn oder das Ei, beziehungsweise: wer ist verantwortlich für die unsinnige« Postfrisch-Manie», die dafür gesorgt hat und je länger, je mehr dafür sorgt, dass unzählige Sammler verunsichert sind und ungestempelte Marken mit Falz praktisch überhaupt nicht mehr verkauft werden können
Die goldenen Jahre um 1950, 1951 herum sind bekannt - denken Sie nur an unsere Pro-Juventute- oder Pro-Patria-Serien. Wissen Sie aber, dass es von Italien (sehr beliebt bei uns) eine Traumserie aus dem Jahre 1951 gibt? Die Gedenkausgabe zum Internationalen Turnerwettkampf in Florenz (l8.Mai 1951, 3 Werte Zumstein Nr. 853/55) bringt es auf eine Auflage von sage und schreibe nur 300000 Serien und steht im Zumstein mit 150.- bzw. 450.- (3x50.- bzw. 3x150.-, Vorsicht vor falschen Abstempelungen!) zu Buch. Ein kleiner Vergleich: Nr. 857, das zerstörte Kloster Montecassino mit stolzen 90 Franken ungestempelt, hat eine Auflage von immerhin 1,15 Mio., der Wert zu 20 Lire, der ** auch noch mit 10 Franken prunkt, eine solche von 2,15 Mio.
Womit ganz eindeutig die Turnerserie (zudem ein beliebtes Sportmotiv) massiv unterbewertet sein dürfte.