Ratschläge für die Fusspflege
Die Dienstlichen Mitteilungen (DM) der Postverwaltung sind eine Fundgrube von Informationen für Sammlerinnen und Sammler, die sich für die Postgeschichte interessieren. Normalerweise betreffen sie den Brief-, Paket- und Geldverkehr. Es konnte aber auch etwas ganz anderes sein.
In der DM vom 4. August 1928 (Abbildung 1) wird unter «126.» erneut darauf hingewiesen, dass der Stempelung von Postsendungen bei der Aufgabe nicht immer die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wird. «Die Postmarken müssen so entwertet werden, dass sie zur Frankierung nicht mehr dienen können.»
Abb. 1 / Fig. 1
Was zuvor unter Mitteilung «125.» erscheint, mag erstaunen (Abbildungen 2a und 2b). Wir bekommen Ratschläge für die Fusspflege, und das in Deutsch und Französisch!
Abb. 2a / Fig. 2b
Ich zitiere: «Die heisse Witterung verursacht namentlich bei Briefboten Fussleiden. Dadurch wird ihnen der Dienst erschwert. ... Wir geben dem Postpersonal, das viel stehen oder marschieren muss und empfindliche Füsse hat, folgende Ratschläge für eine richtige Fusspflege: Die Füsse sind regelmässig einmal täglich kalt zu waschen und nach dem Abtrocknen mit dem im Militärdienst verwendeten Formalinfusspulver «Arfol» einzureihen, besonders auch zwischen den Zehen. ... Diese Behandlung ist ganz unschädlich und hat keinerlei nachteiligen Emfluss auf die allgemeine Gesundheit.
Abb. 3/Fig. 3
Abbildung 3 zeigt eine alte Dose ARFOL «ArmeeFormalin-Fusspulver nach Vorschrift der Abteilung für Sanität E.M.D.» (EMD = Eidgenössisches Militärdepartement). Das Fusspulver wurde von der Aktiengesellschaft Siegfried Zofingen hergestellt. Preis Fr. 1.-. Auf der Dose ist vermerkt, dass ARFOL ferner zur Beseitigung des üblen Geruches bei starkem Achselhöhlenschweiss verwendbar ist.
Weil sich die Dose nicht mehr öffnen lässt, konnte ich das nicht überprüfen. Ich bleibe wohl lieber bei meinem Rexona. Abbildung 4 zeigt ein Inserat aus «Schweizer Soldat. Monatszeitschrift» für Armee und Kader mit FHD-Zeitung von 1960. Bei Formalin läuten bei mir die Alarmglocken! Ist das nicht ein giftiger Stoff, dem man zum Beispiel in Holzspanplatten begegnen kann? Ungefährlich ist die chemische Verbindung Formaldehyd nicht. Seit 2014 wird sie als wahrscheinlich krebserzeugend eingestuft, vor allem, wenn sie eingeatmet wird. Trotzdem wird die Substanz heute noch eingesetzt. Ich darf Sie beruhigen: Neue Fusspuder enthalten kein Formaldehyd.
Zur Fusspflege gehört auch das: «Das einfachste Mittel zur Behandlung von schmerzhaften Hühneraugen und Schwielen besteht im Aufbinden von feuchten Zwiebelschalen oder einer Zitronenscheibe über Nacht. Die oberflächlichen harten Schichten werden dadurch aufgeweicht und können nunmehr mit einem stumpfen Messer abgeschabt werden. Das Abschaben muss sehr vorsichtig gemacht werden; man darf nicht so viel wegschaben, bis es blutet, sonst könnte eine Blutvergiftung entstehen.» Am Schluss der Dienstlichen Mitteilung erfolgt ein Hinweis über das richtige Schneiden der Zehennägel. Und das in einer DM der PTT, auf die mich Jean-Paul Bach aufmerksam gemacht hat.
Das ist das letzte «Petit bonbon d'Ajoie». Ich danke Hans Schwarz, der mich in den letzten Jahren nie an die kurze Leine nahm, mir Narrenfreiheit gewährte und meine Beiträge wunderschön gestaltete. Es war eine schöne und erfolgreiche Zusammenarbeit, die ich nie vergessen werde. Ich danke Jean-Louis Emmenegger für die glänzenden Übersetzungen der nicht immer einfachen Texte in die französische Sprache. Ich danke für die ermunternden Zuschriften, wie etwa der eines ehemaligen AJZ-Anhängers, den ich mit einer gefälschten Pro-Juventute-Marke glücklich machen konnte. Ich kann verstehen, dass sich nicht alle Leserinnen und Leser der «Schweizer Briefmarken Zeitung» mit meinen Beiträgen weitab der klassischen Philatelie befreunden konnten. Sie mögen mir verzeihen.
Quellenangabe Abbildungen l, 2a und 2b: PTT-Archiv Köniz. Ich danke Frau Schmutz für den super Service