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Bahnpost Österreich / Ein knapper Überblick

Reinhard K. Schneider

Der 23. November 1837 ging als Geburtsstunde des k.k. Eisenbahnwesens in die Geschichtsbücher Österreich-Ungarns ein.

An diesem Tag im November befuhr die erste dampfbetriebene Eisenbahn mit geladenen Gästen die 13 km lange Strecke der Kaiser FerdinandsNordbahn zwischen Wien-Floridsdorf und (Deutsch-)Wagram (Abb. 1). 

  
Geburtsstunde des k.k. Eisenbahnwesens mit der Dampflok «Austria» am 23. November 1837 

Damit war ein wichtiger Schritt in die verkehrspolitische Entwicklung der Donaumonarchie gesetzt worden, und der nachfolgende rasche Ausbau des Bahnwesens war auch von großer militärisch-strategischer Bedeutung und diente - aber letztlich für uns Postgeschichtler viel interessanter - auch wesentlich der Beschleunigung bei den Dienstleistungen der k.k., resp. nach 1848 K.u.k. Post. Bereits 1850 wurden ständige «Ambulante Bahnposten» eingerichtet und am 1. August kam auf der Strecke Wien-Oderberg (heute Bohumín) der erste Bahnpostwaggon (Abb. 2) 


Abb. 2: Sondermarke «Tag der Briefmarke 2001» mit Bahnpostwagen aus den ersten Jahren der österreichischen Bahnpost

zum Einsatz. Insbesondere die Kombination aus einem schnellen Transportmittel mit der Postkartierung während dessen Fahrt überzeugte das seinerzeit für das Postwesen zuständige Handelsministerium in der Reichs-, Haupt- und Residenzstadt Wien. Für diese neue Art der Postmanipulation wurden auch umgehend entsprechende Bahnpoststempel «K.K. FAHRENDES / POSTAMT No. 1» (resp. «No . 2» für die Rückfahrt) auf den Strecken der Kaiser Ferdinands Nordbahn eingeführt (Abb. 3).


Abb. 3: Stempel «K.K. FAHRENDES POSTAMT No. 1»

Schnelle Zunahme von Postambulanzen

Bereits am 8. April 1851 wurden fünf weitere «Fahrende Postämter» eingerichtet, nämlich auf den Strecken Wien – Prag (No . 3 und 4), Wien – Brünn (No . 5) und Prag – Bodenbach (No . 6 und 7). Und generell wurden alle Kurse entsprechend dem jeweiligen Fortschritt der Bauarbeiten jeweils raschest erweitert. So wurden beispielsweise die fahrenden Postämter Nr. 8 und 9 am 1. August 1851 auf der Strecke Wien – Gloggnitz in Betrieb gesetzt, dann im Jahre 1854 über den Semmering bis Graz, nachfolgend weiter bis Laibach und schließlich im Jahr 1857 bis Triest verlängert. 1914 waren bereits über 700 als «k.k. Postambulanzen» bezeichnete Bahnpostwagen (Abb. 4) 


Abb. 4: Sondermarke «Tag der Briefmarke 2002» - Bahnpostwagen aus 1919

im Einsatz, auf denen der Doppeladler und die Aufschrift «k.k. Postamt», resp. «Post» prangte. (Abb. 5), 


Abb. 5: Postbüchel aus dem Jahr 1905 mit Motiv «Zug mit K.K. Post-Waggon»

Eine Auflistung der Bahnpostkurse im Jahr 1959 nach einer Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift (Abb. 6) 

 
Abb. 6: Bahnpostkurse 1959, Austria-Philatelist

zeigt das auch noch nach dem 2. Weltkrieg weit angelegte Bahnpostnetz Österreichs (Abb. 7).


Abb. 7: Sondermarke «Tag der Briefmarke 2003» mit modernem Postwagen

Die «Postambulancen» entwerteten im Zug die Postwertzeichen variantenreich mit speziellen Stempeln, wie «K.K. Fahrendes Postamt No …» (Abb. 8), «F. P. A. No …» (Abb. 9), «F.P.A. mit Ortsnennung und No .» (Abb. 10), «Postambulance No …» (Abb. 11), «K.K.B.P. No …» (Abb. 12).

 
Abb. 8: «KK Fahrendes Postamt No 22» nach Wien



Abb. 9: «F.P.A. No . 6» auf einer Korrespondenzkarte von Feldkirch nach Bregenz


Abb. 10: «F.P.A. TRIEST-WIEN No . 11»
 


Abb. 11: «Postambulance No . 1» auf 5-Kreuzer-Ganzsachen-Umschlag, aufgeliefert am 16.8.1875 in Hohenau a.d. March, Nordbahn


Abb. 12: «K.K.B.P. Bregenz-Wien No . 15» vom 28.8.1899

Ab 1886 fuhr in den meisten Postzügen auch ein Postbeamter mit, der die Briefe annahm und darauf den Stempel «Postconducteur im Zuge No …» abgab (Abb. 13).


Abb. 13: «Postconducteur im Zuge … No . 312» vom 31.7.1895

Auch die nachfolgend zum Einsatz kommenden Bahnpoststempel wechselten oft in Form und Inhalt: OT-Stempel mit Kursangabe (Abb. 14), Rechteckstempel mit Liniennennung (Abb. 15) usw. …

 
Abb. 14: «Innsbruck – Salzburg 197» vom 26.4.1935


Abb. 15: «Strakonitz-Eger-Wien No 19» vom 27.5.1891

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde auch die Bahnpost von 1938 bis 1945 in die Deutsche Reichspost übergeführt, die laufenden Bahnpoststempel vielfach übernommen (Abb. 16).


Abb. 16: Antwortpostkarte der Deutschen Reichspost mit Bahnpost «Lavamünd – Zeltweg 325» vom 10.11.1939

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde auch die Bahnpost von 1938 bis 1945 in die Deutsche Reichspost übergeführt, die laufenden Bahnpoststempel vielfach übernommen (Abb. 16). 1945 übernahm die Österreichische Post wieder die Beförderung der Bahnpost und verwendete ihrerseits so manchen Stempel weiter (Abb. 17).


Abb. 17: Weiterver - wendeter Bahn - poststempel des Deutschen Reiches auf der Strecke «Treibach – Klein Glödnitz» vom 10.8.1951

Durch die Schaffung der neuen Verteilzentren ab 2001 konnte die Post dort rascher maschinell als händisch im Zug sortiert werden, damit verlor die Bahnpost umgehend an Bedeutung.

Lokalbahnen im Wald- und Weinviertel

Aber auch auf zahlreichen Lokalbahnen im Waldund Weinviertel sowie den nicht minder häufigen Schmalspurstrecken zur Erschließung von Seitentälern im Alpenvorland und im Mittelgebirge gab es Post befördernde Züge, wobei auf diesen Nebenstrecken statt eines eigenen Postwaggons regelmäßig ein kombinierter Post- und Gepäckwaggon zum Einsatz kam.
Eine dieser schmalspurigen Strecken, die «Gurkthalbahn» (GTB) in Kärnten, ist heute im Sommer als Museumsbahn zwischen Treibach-Althofen und Pöckstein-Zwischenwässern unterwegs (Abb. 18).

Abb. 18: Personalisierte Marke «Gurkthalbahn»

Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts, als die wichtigsten Eisenbahnverbindungen in Österreich bereits realisiert waren, als Nebenstrecke der Südbahn zur wirtschaftlichen und touristischen Erschließung des Kärntner Gurktales konzipiert. Die Planungen waren 1896 abgeschlossen worden und die Züge bereits ab 10. Oktober 1898 planmäßig auf der Strecke zwischen Treibach-Althofen und Klein Glödnitz unterwegs (Abb. 19).


Abb. 19: Bahnpost auf der Strecke von Klein Glödnitz nach Treibach-Althofen

Eine Normalspurstrecke hatte sich im Zuge der Planung rasch als nicht finanzierbar er - wiesen, 760 mm Schmalspur war somit angesagt. Im Zuge der zunehmenden Motorisierung der Bevölkerung sanken Mitte der 1950er-Jahre die Einnahmen und in den 1960ern wurde eine Ein - stellung der Gurktalbahn erstmals überlegt. Der Personenverkehr wurde ab 1968 letztlich ein - gestellt, die Gleise ab Gurk abgetragen. Zwischen Treibach und Straßburg wurde auf Wunsch eines dort ansässigen Unternehmens (Abb. 20) ein bedarfsweiser Güterverkehr aufrechterhalten.


Abb. 20: Forst - betrieb Wilhelm Gorton, Straßburg, Absenderfrei - stempel Fabrikat Francotyp-Postalia

Ab 14. Februar 1972 wurde auch dieser Verkehr man - gels Kostendeckung endgültig aufgegeben. Noch im selben Jahr wurde mit dem ersten Abtragen der Geleise begonnen. Lediglich ein etwa 3 km langer Abschnitt der Trasse von Treibach-Althofen bis Pöckstein-Zwischenwässern blieb erhalten. Hier fährt seit dem 1. Juni 1974 die bereits eingangs erwähnte, durch den «Verein der Kärntner Eisen - bahnfreunde» betriebene Museumsbahn.

Streckenverlauf der Stecke zwischen 

TreibachAlthofen und Klein Glödnitz: 

  • Treibach-Althofen (km 0,0) 
  • Hohenholz (km 1,600) 
  • Pöckstein-Zwischenwässern (km 3,259) 
  • Hacklwirt (km 5,290) 
  • Drahtzug (km 6,632) 
  • Gundersdorf (km 8,295) 
  • Mellach (km 9,802)
  • Straßburg (km 12,673) 
  •  Gurk (km 16,987)
  •  Draschelbach (km 18,645)
  •  Prosegger (km 20,145) 
  • Zweinitz (km 21,367) 
  • Weitensfeld (km 25,555) 
  • Altenmarkt (km 27,612) 
  • Klein Glödnitz (km 28,849) 

  
AK_Bahnhof_Treibach_Althofen                                                 Dampflock in Treibach


AK_GTB_bei_Mellach

 
AK_GTB_bei_Strassburg                                                                    Diesellok_in_KlGl_dnitz_Foto_1959