Die ersten Schweizer Bundesmarken
Helmut Büchel
Les premiers timbres fédéraux suisses.
Zum 175-Jahr-Jubiläum beleuchten wir kurz die Einführung und Verwendung der ersten Eidgenössischen Briefmarken Orts-Post und Poste Locale. À l’occasion du 175e anniversaire, nous nous penchons brièvement sur l’introduction et l’utilisation des premiers timbres
fédéraux Orts-Post et Poste Locale.
1848 wurde der Schweizer Bundesstaat gegründet. Aus einem Staatenbund (Kantone) wurde ein moderner Bundesstaat. Mit der Bundesverfassung vom 12. September 1848 wurde die Autonomie der Kantone eingeschränkt und die kantonalen Postverwaltungen per 1. Januar 1849 vom Bundesstaat übernommen, wobei jedoch vorläufig die Postdienstleistungen weiterhin von den kantonalen Ämtern erbracht wurden. Mit dem Postgesetz vom 4. Juni 1849 wurden einheitliche Briefbeförderungs-Taxen eingeführt. Zudem erhielten die neu geschaffenen elf Kreispostdirektionen die Bewilligung, bis zur Einführung eidgenössischer Briefmarken in der Übergangszeit für «volkreiche Ortschaften, in denen ein bedeutender Briefwechsel stattfindet» eigene Briefmarken für das Lokalporto herauszugeben. In der Folge verausgabte der Postkreis I (Genf) und der Postkreis VIII (Zürich) sog. Übergangsmarken für den Ortsrayon. Diese Briefmarken mussten bereits das Schweizerkreuz im Markenbild aufweisen. Durch ein Kreisschreiben des Bundesrates vom 5. April 1850 wurden die Kreispostdirektionen ermächtigt, in grösseren Ortschaften lokale Postdienste einzurichten. Dazu wurden ab dem 1. Mai die ersten Schweizer Briefmarken Orts-Post und Poste Locale in die Postkreise ausgeliefert. Es sind Lieferungen vom 1.|10.|18.|31. Mai 1850 nachgewiesen. Die neuen Briefmarken für das Lokalporto wurden jedoch nur sehr zögerlich eingesetzt und in gewissen Postkreisen vorläufig gar nicht verwendet bzw. nach Bern zurückgeschickt. Genf verwendete weiterhin die Waadt 5 und druckte sogar 1851 noch eine neue Lokalporto-Marke, die sog. Neuenburg. Zürich verwendete vorerst noch seine Winterthur und Basel hatte noch seine Basler Taube für das Lokalporto. Durch die teilweisen Rücksendungen wurde dann bei Neuauslieferungen die geografischen Sprachregionen nicht mehr beachtet, sodass Poste Locale-Marken auch in der Deutschschweiz verwendet wurden. Verwendungen der Orts-Post und Poste Locale vor dem 1. Oktober 1850 sind aufgrund des zögerlichen Einsatzes sehr selten. Es sind aber Frühverwendungen bereits im Mai 1850 nachgewiesen. Auf den 1. Oktober 1850 wurden die ersten Schweizer Bundesmarken offiziell eingeführt und zusätzlich zu den Lokalpostmarken weitere Briefmarken (Rayon I und II) für die gesamtschweizerische Verwendung herausgegeben.
Orts-Post
Poste Locale
Literatur|Quellen
Jean-Pierre Senn: Die Orts-Post- und Poste Locale- Ausgaben mit und ohne Kreuzeinfassung und die Kreuz- einfassung auf den Rayon-Marken, SBZ 9|2019 bis 3|2020 Heinrich Jäckli: Zeitliche Abfolge und geographische Verteilung der Ausgaben 1843 bis 1852 (1986) Richard Schäfer: 1. Schweizer Bundesmarken - Durheimausgaben (2018) Gottfried Honegger: Altschweizkatalog 1993 – Die Briefdaten der «Orts-Postmarken» Schweizer Briefmarken Katalog (SBK)
Résumé du texte allemand
Le 5 avril 1850, les directions postales d’arrondissement ont été autorisées par le Conseil fédéral à mettre en place des services postaux locaux dans les grandes localités. Pour ce faire, les premiers timbres suisses « Orts-Post » et « Poste Locale » ont été livrés à partir du 1er mai. Des livraisons datant du 1er |10|18|31 mai 1850 sont attestées. Les nouveaux timbres pour la « Poste Locale » ne furent toutefois utilisés qu’avec beaucoup d’hésitation. Genève continua à utiliser le « 5 de Vaud » et le nouveau timbre de port local, le « Neuchâtel ». Zurich utilisait encore pour l’instant son « Winterthur » et Bâle sa « Colombe de Bâle ». Les utilisations de la « Orts-Post » et de la « Poste Locale » avant le 1er octobre 1850 sont très rares. Des utilisations précoces ont été attestées dès mai 1850.