Die Schönheiten Berns
Andreas Kuske
Plinio Colombi als Ansichtskartengestalter. Les beautés de Berne sur des cartes de Plinio Colombi comme créateur de cartes postales.
Der Künstler Plinio Colombi (* 14.2.1873 in Ravecchia, † 22.9.1953 in Spiez) ist vor allem als Maler von Landschaften und Bergen bekannt. L’artiste Plinio Colombi (* 14.2.1873 à Ravecchia,
† 22.9.1953 à Spiez) est surtout connu comme peintre de paysages et de montagnes.
Abb. 1: Plakat für die Landesausstellung in Bern mit der Jungfrau von Plinio Colombi.
Schweizweit berühmt wurde Colombi durch sein Plakat für die Landesausstellung 1914 in Bern (Abb. 1). Dieses wurde vor allem in der Romandie und im Tessin ausgehängt, da die lateinische Schweiz sich sehr am von Emil Cardinaux gestalteten Plakat mit dem fahnentragenden Jüngling auf dem grünen Ackergaul (Bohnenross) störte. Weitere Tourismusplakate von St. Moritz, für den Wintersport in der Schweiz, für die BLS und für Spiez haben es zu grosser Bekanntheit gebracht. 1926 konnte er seine Werke in der Kunsthalle Bern ausstellen. Der Verkehrsverein der Stadt Bern hatte 1910 die Idee, eine Kartenserie unter dem Namen «Die Schönheiten Berns» herauszugeben. Zu diesem Zwecke veranstaltete er zusammen mit der fotografischen Gesellschaft Bern ein Preisausschreiben für schöne Fotografien von Bern und der näheren Umgebung. Insgesamt gingen 550 Fotografien ein, welche von einer hochkarätigen Jury beurteilt wurden. In dieser Jury befanden sich unter anderen die beiden Kunstmaler Adolf Thièche und Rudolf Münger, welche vielen Ansichtskartensammlern bestens bekannt sind. Den ersten Preis erhielt eine Aufnahme des Thuner Architekten Adolf Gurtner.
Abb. 2: Käfiggässchen in Bern, Fotografie von Adolf Gurtner, Thun, Sieger des Preis- ausschreibens.
Abb. 3: Käfig- gässchen, Serie III No 5, nach der Vorlage von Adolf Gurtner, Thun.
Abb. 4: Die Schönheiten Berns, Plinio Colombi, «Gurten hell», Serie I No 7.
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Insgesamt wurden 28 Künstlerfotografien auserkoren, um dann an Plinio Colombi als Vorlagen übergeben zu werden. Dieser projizierte diese auf einen Lithografiestein und kolorierte von Hand im Punktierstil. Aus dieser Photochromie-Manier entstanden dann die 28 Ansichtskarten. Diese Drucktechnik wird im «Das Grosse Lexikon der Ansichtskarten» von Günter Formery auf S. 247 und 248 gut beschrieben. Das Resultat dieses Verfahrens ergibt ein Bild mit vielen kleinen Punkten und erinnert in seinem Effekt sehr an den Malstil des Pointillismus (Punktierstil). Dieser Stil wurde durch die Werke des Franzosen Paul Signac oder des Schweizers Giovanni Segantini bekannt und wird dem Postimpressionismus zugeordnet. Die Ansichtskarten von Plinio Colombi wurden in vier Serien à je sieben Stück unterteilt. In allen vier Serien befinden sich Bilder von Brunnen, Brücken und übrigen Sehenswürdigkeiten der Stadt Bern und der näheren Umgebung sowohl im Hoch- wie im Querformat. 1911 sind diese Karten herausgekommen. Der Verlag und Vertrieb wurde von der Firma Edition Franco-Suisse in Bern übernommen. Der Druck erfolgte in der geografisch-artistischen Anstalt Kümmerly&Frey in Bern. Die Karten aus meiner eigenen Sammlung sind hauptsächlich in den Jahren 1911 bis 1913 verschickt worden. Die Autoren der fotografischen Vorlagen werden auf der Adressseite namentlich erwähnt. Es sind dies: F. Fuss, W. Burkhardt, H. Benz, H. Rosenmund, W. Roth, F. Rohr, Dr. E. Pflüger und J. G. Kuert, Sohn, alle aus Bern, Ad. Gurtner und E. Krause aus Thun, sowie E. Burri aus Kehrsatz. Liebe Besucherinnen und Besucher der BERNABA 25, nutzen Sie die Gelegenheit , um nach der Ausstellung einen Ausflug in die Berner Altstadt zu unternehmen, wo Sie die Schönheiten Berns in natura bewundern können.
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